Wirksamkeit und Effektivität

Unter der Wirksamkeit oder Effektivität versteht man bei Sozialen Dienstleistungen das Ausmaß, in dem Ziele erreicht werden, Verbesserungen erzielt wurden oder Erwartungen getroffen wurden. Diese können sich auf den unmittelbaren Nutzen für Hilfeadressaten handeln (Outcome), auf die subjektive Zufriedenheit der Kunden mit dem Verlauf und dem Ergebnis der Hilfe oder auf den gesellschaftlichen Nutzen (impact).

Um die Wirksamkeit empirisch bestimmen zu können, braucht man

  1. eine genaue Zieldefinition für die Intervention,
  2. eine Messmethode für den Grad der Zielerreichung,
  3. Praxistests,
  4. hinreichend große Stichproben.

Zu 1
Bei der Zieldefinition sollte auf alle Fälle die angestrebte Verbesserung für den Nutzer und Adressaten der Intervention in den Fokus genommen werden. Aus sozialpolitischer Sicht werden gesellschaftliche Ergebnisse (impact) erwartet, die ebenfalls benannt werden sollten.

Zu 2
Da in der Regel die Ziele in der Sozialen Arbeit und in der Bildung darin bestehen, Ressourcen und Kompetenzen zu verbessern, Nachteile auszugleichen, Zukunftschancen zu erhöhen, bieten sich Skalen an. Man kann auch Kategorien definieren, deren Erreichen als Erfolg gewertet wird. In diesem Fall wird ausgezählt, wie hoch der Anteil  der gelungenen Interventionen in der Gesamtzielgruppe ist.

Zur 3
Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften sind "klinische" Experimente aus ethischen und praktischen Gründen nicht möglich. Deswegen wird das gesamte Praxisfeld als großer eangesehen, in dem mit den unterschiedlichsten Methoden und Rahmenbedingungen versucht wird, Verbesserungen (sprich: Wirkungen) zu erzielen. Bei diesen vielen Versuchen variiert fast alles: die Mitarbeiter, die Klienten, die Methoden, die organisatorischen Rahmenbedingungen, das Umfeld und der ökonomisch-politisch-kulturelle Rahmen. Jede Erfahrung in der Praxis ist wichtig, um zu differenzierten Erkenntnissen zu kommen, bei welchen Adressaten und welchen Ziele welche Vorgehensweisen hilfreich sind.

Zu 4
Da die Ergebnisse im Einzelfall (Wirkung) nicht nur von der Intervention abhängen, sondern andere zufällige Einflüsse (Unbeobachtetes, Glück, Pech) eine Rolle spielen und weil bei jeder Messung Fehler und Ungenauigkeiten vorkommen, braucht man eine Stichprobe, bei der sich die meisten Fehlerquellen ausmitteln. In der Sozialforschung nimmt man in der Regel einen Fehler von 5 Prozent hin. Die statistische Signifikanz eines Untersuchungsergebnisses muss beachtet werden und sollte nicht mehr als p>0.05 sein. Man sollte sich den Konfidenzbereich einer Kennzahl ansehen und nicht das Testergebnis mit der Wirklichkeit gleichsetzen. Die korrekte Aussage bei einer Erfolgsquote von durchschnittlich 66 Prozent lautet dann: mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent liegt die wahre Erfolgsquote zwischen 59 % und 73 %. Je größer die Stichprobe und je genauer die Messungen, desto kleiner der Konfidenzbereich.

 

Wirksamkeit oder Effektivität

Die Bedeutung der "Wirksamkeit" (Effektivität) von Sozialleistungen als fachliche, politische und ökonomische Steuerungsgröße nimmt zu.

Wirkung ist das Ergebnis einer Intervention, das hinreichend plausibel auf den Umfang und die Qualität der Dienstleistung zurückzuführen ist. Wirkung ist zu unterscheiden von der Wirksamkeit der Dienstleistung, die in einer Institution erbracht wird (Output).

Den Grad, in dem tatsächliche Wirkungen den gesetzten Zielen entsprechen, nennt man Effektivität. Um diese zu messen, bedarf es einer genauen Definition der Ziele und erwarteten Effekte sowie eines Messverfahrens. Zur Messung bieten sich Tests, Zielindikatoren und Skalen an.

Es ist schwierig, Bewertungsmaßstäbe für eine festgestellte Wirksamkeit zu finden. Hundertprozentige Erfolge sind in der Sozialen Arbeit nie zu erreichen. Welches sind anspruchsvolle und realistische Zielerreichungsgrade? Hier ist es nützlich, Vergleichswerte (Benchmarks) oder Zeitreihen heranziehen zu können.

Weitere Informationen zum Thema:

Wirkung und Effizienz - Begriffsdefinitionen
(Aufsatz von Dr. Harald Tornow)

Wirkungsorientierte Steuerung in der Sozialen Arbeit
(Aufsatz von Dr. Harald Tornow in NDV, Juli 2005)

Sieben Gründe für Wirkungsorientierung
(Aufsatz von Dr. Harald Tornow)

Ist es wirklich 5 vor 12? Thesen zur wirkungsorientierten Steuerung Sozialer Arbeit
(Aufsatz von Bernd Halfar)

Ergebnisse des WIMES-Projektes

Ausgesuchte Ergebnisse 2007:
Befunde zur Wirksamkeit erzieherischer Hilfen - Erste Ergebnisse mit WIMES